In diesem westdeutschen Staat ging die SPD von Anfang an in die Opposition, kämpfte gegen die Wiederbewaffnung, gegen die Wiederverwendung alter NSDAP-Mitglieder, für einen umfassenderen Lastenausgleich, gegen die Westintegration und für die erweiterte Mitbestimmung. Sie vermochte sich gegen die wachsende Macht des Regierungslagers nur selten zu behaupten, trug aber durch ihre unermüdliche Kritik zum Ausbau des Sozialstaats und zur Verankerung der Demokratie in der Arbeitnehmerschaft bei. 1959 löste sie sich mit dem Godesberger Programm von ihren marxistischen Wurzeln und wandelte sich zu einer linken Volkspartei. Sie konnte daher die Krise der CDU nach dem Abgang Adenauers nutzen, in der Großen Koalition (1966/1969) ihre Regierungsfähigkeit unter Beweis stellen und ihren Spitzenkandidaten Brandt zum Wählermagneten aufbauen.
Brandt gelang 1969 die Verständigung mit der FDP und die Bildung einer sozialliberalen Koalition, die sich daran machte den nach 20 Jahren CDU-Herrschaft entstandenen Reformstau abzutragen. Die wegen der Verkrustung der Strukturen unruhig gewordene Jugend konnte mit dem Programm 'mehr Demokratie wagen' wieder für den Staat gewonnen werden. Mit einer neuen Ostpolitik leitete die SPD-geführte Bundesregierung die Aussöhnung auch nach Osten ein, konnte mit einer 'Politik der kleinen Schritte' das Verhältnis zur DDR entkrampfen und menschliche Erleichterungen für die Ostdeutschen durchsetzen. Zwar stürzte Brandt 1974 über eine Spionageaffäre, doch behauptete die SPD unter dem neuen Kanzler Schmidt die Macht bis 1982, als die FDP erneut die Seiten wechselte und die SPD wieder in die Oppositionsrolle drängte.
SPD.